Viva la RenovationAltbauweise Altbauweise

Von der ersten Pension in Weggis zum Wohn- und Atelierhaus

Altbauweise

Von der ersten Pension in Weggis zum Wohn- und Atelierhaus. Ein Beispiel, das aufzeigt, was aus einer gegenseitig verständnis- und rücksichtsvollen Zusammenarbeit im Interesse der Erhaltung von Kulturobjekten möglich ist.

Das Haus Luzernerstrasse 10 in Weggis steht an der alten Hauptstrasse vom Dorf zum See, im alten Ortskern, etwas oberhalb der Pfarrkirche. 1840 wurde es in
seiner ursprünglichen Form von Gerichtsschreiber Jost Waldis auf der Liegenschaft Mettlen erbaut. Der dreigeschossige, rechteckige Baukörper mit einem qua­drierten Sockel­geschoss, zwei verputzten Ober­geschossen und einem Satteldach, wurde in der Formensprache eines zeit­typischen, gut­pro­portionierten spätklassi­zistischen Hauses gestaltet. 
 

Auf dem Dachfirst ist damals noch ein korb­förmiger Dachständer sichtbar, der
auf eine für den Kurort wichtige Einrichtung hinweist: Im Erdgeschoss dieses Hauses wurde 1868 das erste Telephon- und Tele­graphenbüro in Weggis eingerichtet. Kulturgeschichtlich zusätzliche Bedeutung hat dieses Bauwerk, weil in ihm 1854 die
erste Pension in Weggis eingerichtet wurde.
 

Nach 1903 wurde die Satteldachkonstruktion vollständig abgebrochen, das Haus mit einem Mansardendachgeschoss auf­ge­stockt, in der Hauptfront mit einem Terrassen­vorbau und an der Südostecke mit einem Erkerturm ergänzt. Diese Umgestaltung erfolgte in der um die Jahrhundertwende verbreiteten Gestaltungssprache des Späthistorismus und des Jugendstils mit ornamentalen und farblichen Elementen.
In dieser zweiten Fassung blieb das Haus im wesentlichen bis im Jahr 2000 erhalten.


Das Haus erlebte lange Zeit eine Art Dorn­röschenschlaf und die Bauschäden mehrten sich von Jahr zu Jahr. Zusätzlich wurde mit dem monumentalen Neubau des Posthotels 1980/83 der Situationswert des Hauses so sehr abgewertet, dass die Bemühungen um die Erhaltung und Restaurierung immer mehr gefährdet wurden.

Erste Aufnahmen der Fassade zu Planungsbeginn im September 1998. Das Haus von Südost mit dem kenn­zeichnenden Erkertürmli und dem schmiedeeisernen Balkon.
Erste Aufnahmen der Fassade zu Planungsbeginn im September 1998. Das Haus von Südost mit dem kenn­zeichnenden Erkertürmli und dem schmiedeeisernen Balkon.

Das Haus Luzernerstrasse 10: ein interessanter Bauzeuge aus der orts­geschichtlichen Entwicklung von Weggis.

Erwachen aus dem Dornröschenschlaf

Glücklicherweise erkannte der Gemeinderat den besorgniserregenden Zustand dieses gefährdeten Bauwerks und bemühte sich seit Jahren um eine Erhaltungslösung.

Mit der Einstufung des Hauses als Kulturobjekt der Gemeinde Weggis im Rahmen der Orts­planungsrevision wurde ein erster wichtiger Grundstein für die Erhaltung dieses Hauses gelegt. Die Nachfahren der Erbauerfamilie liessen wohl noch ein Restaurierungsprojekt erarbeiten, wagten jedoch nicht mehr, dieses Projekt umzusetzen.

1998 erwarben Walter und Edith Zurmühle die Liegenschaft mit dem Ziel, diesen Altbau umfassend zu sanieren und im äusseren Erscheinungsbild fachgerecht zu restaurieren. Gemeinde und Kanton haben diese Bemühungen unterstützt.

Detailaufnahme der Wasserspeier bei den Balkonen. Einige Elemente müssen ausgetauscht, andere können wieder­verwendet werden.
Detailaufnahme der Wasserspeier bei den Balkonen. Einige Elemente müssen ausgetauscht, andere können wieder­verwendet werden.
Der Übergang von der Fassade ins Mansardendach ist dreiseitig mit Malereien verziert. Auch hier sind einige Anstrengungen notwendig, um die Untersicht zu restaurieren.
Der Übergang von der Fassade ins Mansardendach ist dreiseitig mit Malereien verziert. Auch hier sind einige Anstrengungen notwendig, um die Untersicht zu restaurieren.

Erfolgreiche Zusammenarbeit dank einem gemeinsamen Ziel

Die Bauarbeiten wurden im Jahr 2000 abge­schlossen, das Haus wird wieder bewohnt und die Aussenrestaurierung, die nach dem originalen Befund der Umbaufassung von 1903 ausgeführt wurde, dokumentiert einen interessanten Bauzeugen aus der orts­geschichtlichen Entwicklung von Weggis.
 

Das Beispiel zeigt aber auch, was aus einer gegenseitig verständnis- und rücksichts­vollen Zusammenarbeit zwischen Bauherr, Gemeinde und Denkmalpflege im Interesse der Erhaltung von Kulturobjekten und der Ortskernerhaltung möglich ist.

Mehr zum Thema finden Sie im PDF

Bildergalerie

Blick in den Erker im 3. Obergeschoss.
Blick in den Erker im 3. Obergeschoss.
Altbauweise Zentralschweiz_Wohnhaus Mettlen_Sanierung historisches Wohnhaus
Ein altes Fenster im Erdgeschoss mit dem davor eingehängten Vorfenster. Das Metallgitter schützte das ehemali­gen Telegraphenbüro vor Neugierigen.
Ein altes Fenster im Erdgeschoss mit dem davor eingehängten Vorfenster. Das Metallgitter schützte das ehemali­gen Telegraphenbüro vor Neugierigen.
Die Küchen in den Obergeschossen sind identisch, bis auf die Höhe der Oberschränke, die an die jeweilige Raumhöhe angepasst sind. Hier die Küche im 1. Obergeschoss.
Die Küchen in den Obergeschossen sind identisch, bis auf die Höhe der Oberschränke, die an die jeweilige Raumhöhe angepasst sind. Hier die Küche im 1. Obergeschoss.
Detailaufnahme des Türmlis im  3. Ober­geschoss. Die Malereien müssen kom­plett neu aufgebaut und gemalt werden.
Detailaufnahme des Türmlis im 3. Ober­geschoss. Die Malereien müssen kom­plett neu aufgebaut und gemalt werden.
Artikel in der Wochenzeitung vom 21. Januar 2000.
Artikel in der Wochenzeitung vom 21. Januar 2000.
Die zwei Aus­schnitte der neuen Dach­fenster auf der Südseite sind schon gut zu erkennen. Da im Herbst das Wetter oft unsicher ist, musste etap­penweise, Seite für Seite das Dach neu erstellt wer­den.
Die zwei Aus­schnitte der neuen Dach­fenster auf der Südseite sind schon gut zu erkennen. Da im Herbst das Wetter oft unsicher ist, musste etap­penweise, Seite für Seite das Dach neu erstellt wer­den.
Altbauweise Zentralschweiz_Wohnhaus Mettlen_Innenausbau
Altbauweise Zentralschweiz_Wohnhaus Mettlen_Sanierte Küche
Altbauweise Zentralschweiz_Wohnhaus Mettlen_Dachterrasse

Zoom: altbauweise_zentralschweiz_Umbauten
Zoom: altbauweise_zentralschweiz_Umbauten
Regionalgruppen

Finden Sie die Altbau-Profis in Ihrer Nähe

Die Altbauweise Schweiz ist in Regionalgruppen aufgeteilt. Diese kennen die örtlichen Gegebenheiten und wissen, wen man wo wofür fragen muss. Daher, suchen Sie Ihre Ansprechperson in der Nähe Ihrer Liegenschaft und finden Sie einen Profi.